The Animals – New Animals – Animals & Friends – Rockzirkus-Blog (2024)

Nicht nur die Beatles und die Rolling Stones haben Geschichte geschrieben !!

Die ersten Mosaikstücke der spannenden, wechselhaften und tragischen Geschichte dieser ungewöhnlichen Blues-Rock-Band beginnt bereits Mitte der 50iger und deren ersten drei epochalen Schritte enden wieder mit einer Trennung im Februar 1969 wegen unüberwindlichen Meinungsverschiedenheiten. Das Ende der Formation The Animals wird durch ihr Doppel-Album »Love Is« markiert. Aber Schritt für Schritt.

Ein großes Multi-Talent wächst heran – Der Engländer Alan Price bekommt bereits ab Anfang der 50iger Musikunterricht für Klavier, Gitarre und Bass in seiner Heimat im Nordosten nahe Newcastle und der Grenze nach Schottland. Er spielte zunächst in einigen lokalen Bands, gründet aber dann 1957 in eben Newcastle die Alan Price Rhythm & Blues Combo, später nur noch Alan Price Combo. Dort erarbeitet sich der Keyboarder in unzähligen lokalen damals üblichen Live-Auftritten das Rüstzeug auch als Sänger, Komponist, Arrangeur. Der junge 20 Jahre alte Blues-Fanatiker Eric Victor Burdon singt bei den mäßig erfolgreichen The Pagans, schafft es 1962 in die etwas aufstrebender Band von Price zu wechseln und mit Burdon wird deren Musik direkter, rauer, wilder, rockiger und animalischer. Sie werden bekannter und damit auch erfolgreicher.

Neuer Sound & Ausrichtung, neuer Name – Mit den Mitgliedern John Steel (Schlagzeug), Chas Chandler (Bass, später Produzent von Jimi Hendrix Experience, Slade), Hilton Valentine (Gitarre), Eric Burdon (Gesang) und eben Multi-Talent Alan Price (Organ, Piano, Vibraphone, Guitar, Bass) hatte sich das Personal für den nächsten großen Karriereschritt gefunden. Zwar ist Alan Price immer noch der Band-Leader und derjenige der die Fäden zieht, aber aus der losen Combo von Musikern ist eine Gruppe von fünf fast Ebenbürtigen geworden. Ein neuer Name wird gesucht, The Animals wird in Anlehnung an einen Spitznamen eines Kumpels (Animal Hogg von The Squatters) von Eric Burdon gefunden. Anfang 1963 traten The Animals für etwa zwei Monate im berühmten Hamburger Star-Club auf, zurück in London im Dezember dann ihr erstes Rundfunkkonzert für die BBC. Im Januar 1964 nimmt sie Produzent Mickie Most (auch Herman’s Hermits und andere) dann bis Anfang 1966 unter seine Fittiche. Schon bereits die zweite Single »The House Of The Rising Sun« war der schnelle unerwartete weltweite Durchbruch. Es folgten Hits am Fließband. Bereits Anfang 1965 verließ dann Alan Price (der gründet die erfolgreiche Alan Price Set) die Animals wegen musikalischer Differenzen und angeblich hauptsächlich wegen seiner starken Flugangst. Viele Flüge, vor allem nach Nordamerika, waren die Begleitumstände des wachsenden Erfolgs des Quintetts. Ersatzmann Mick Gallagher steigt für einige Monate ein, übergibt dann im Juli 1965 die Tastengeräte an Dave Rowberry (Juni 2003 verstorben). Trotz des zunehmenden Erfolgs, ist im September 1966 wegen finanzieller Probleme leider erst mal Schluss. Auch zu diesem Karriereschritt gibt es massig Gerüchte.

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Solo-Burdon mit wechselnden Profi-Begleitern – Beim dritten Schritt in Folge ist 1967 nur noch Eric Burdon übriggeblieben. Er formierte um sich eine neue Band mit wechselnden sehr guten Musikern, nannte sie Eric Burdon & The New Animals oder einfach die The New Animals. Er war nun der alleinige Boss im Ring. Seine Band war ebenso erfolgreich und ebenso schnell wieder Geschichte. Im Februar 1969 war wieder wegen Streitigkeiten innerhalb der Band Schluss. Erich schließt sich danach erfolgreich der US-Funk-Rock-Band War an. Auch das gehört mit zur Geschichte. Danach trat Burdon bis heute ausschließlich Solo auf, die Streitigkeiten mit verschiedenen Leuten blieben bis zu seiner abgebrochenen Abschiedstour 2020. Schade !!

Die Geschichte geht weiter bis heute – Ein weiterer Versuch, diesmal wieder mit den Gründungsmitgliedern Burdon, Chandler, Price, Steel, Valentine als The Original Animals, mit dem Album »Before We Were So Rudely Interrupted«, ein vergessener Klassiker des Blues-Rock und 1977 ein Comeback-Album der Extraklasse. Die Aufnahmen fanden 1975 bereits 18 Monate vorher statt, aber wegen urheberrechtlichen Schwierigkeiten kam es zu Verzögerungen. Erst sechs Jahre später sollte 1983, mitten in der Zeit als Punk und Disco das Musikgeschäft dominierten, mit dem Blues-Rock-Album »Ark« ein weiteres Werk der The Original Animals erscheinen, leider nicht mehr so erfolgreich und relativ unbeachtet, von der Mehrzahl der Musik-Kritiker aber dennoch wohlwollend aufgenommen. Das ist nun die Geschichte von 1957 bis 1983. Um die vielen Streitigkeiten innerhalb der Band ranken sich sehr viele Gerüchte, auf die ich nicht detailliert eingehen möchte. Nur so viel, Eric Burdon scheint kein einfacher Zeitgenosse zu sein. Ich wäre es vielleicht auch nicht, wenn man mich immer wieder betrügen und übervorteilen wollte. Beim Herzberg Festival 2009 beispielsweise, unterbrach er mitten im vierten Titel das Konzert bis alle Fotografen den Graben vor der Bühne verlassen hatten. Das Konzert war aber erstklassig, Erich in Bestform. Rock´N´Roll Magie pur. Etwas ähnliches habe ich kürzlich auch wieder beim Konzert in der Prog-Kathedrale Reichenbach im Zuge des Art-Rock-Festival mit Animals & Friends erlebt. Dazu unten ein kurzer aktueller Live-Beitrag. Zuerst möchte ich aber an dieser Stelle drei Doppel-Alben vorstellen und empfehlen.

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The Complete Animals 1964-1965 – Zum einen diesen Doppel-Decker von EMI der wahrlich ein Knaller ist, er enthält doch alle von den The Animals unter der musikalischen Leitung von Organist/Pianist Alan Price und dem Produzenten Mickie Most in den Jahren 1964 bis 1965 eingespielten Titel, darunter auch einige bis dato unveröffentlichte. Die Animals in der Besetzung Eric Burdon (Gesang), Hilton Valentine (Gitarre), Chas Chandler (Bass), John Steel (Schlagzeug) und eben Alan Price waren eine am R&B orientierte Blues-Rock-Gruppe aus Newcastle Upon Tyne. Zu jener Zeit spielten sie in der Mehrheit klassischen R&B, Rock, Blues, unter anderem von John Lee Hooker, Chuck Berry, Ray Charles, Fats Domino und vielen anderen nach, erreichten damit eine fast ebenso emotionale Tiefe wie beispielsweise die frühen Rolling Stones oder The Yardbirds. Die sparsamere Ursprünglichkeit machten sie dagegen mit ihren feinen Arrangements und dem urwüchsigen Gesang von Blues-Maniac Eric Victor Burdon wett. Bereits mit der zweiten Single, mit der Adaption von »The House Of The Rising Sun« gelang ihnen ein weltweiter Geniestreich. Weitere große Chart-Hits waren »Don´t Let Me Be Misunderstood«, »I´m Crying«, »Bring It On Home To Me« sowie die sozialkritischen »We Gotta Get Out Of This Place« und »It´s My Life«. Unter den 40 Songs befinden sich neben den Hits auch einige weitere Perlen wie John Lee Hookers »I´m Mad Again«, das Burdon wie auf den Leib geschrieben erscheint, der Gospel »Bury My Body«, »Worried Life Blues« oder »For Miss Caulker«. Burdons erzählende Seite kommt bei »Club-A-Gogo« oder beim amüsanten »The Story Of Bo Diddley« hervor, wo er in wenig schmeichelhafter Weise über eine Begegnung mit diesem Urgestein berichtet. Was nicht vorhanden ist, ist der auf CD 2 als Titel 21 angekündigte »New Year Spot«, worauf wir aber, so glaube ich, bei diesem voluminösen Paket getrost verzichten können. Eine Edition mit der das erste Kapitel der Gruppe im Studio, nämlich die Zeit mit Alan Price komplett abgedeckt wird und somit ein Muss für jede fundierte Sammlung der frühen 60iger darstellt.

Transmissions 1965-1968 – Der zweite CD-Doppel-Decker ist in der Serie von Audio Vaults erst kürzlich zum Jahreswechsel im dreiteiligen Digipack-Format erschienen. Hier sind ausgesuchte, seltene Tonaufnahmen von der erfolgreichen britischen Rock-Legende The Animals aus seinerzeit angesagten Radio- und TV-Sendungen versammelt, die durchgängig mit für so altem Material in guter Qualität daherkommen. Auf der ersten CD findet man 27 Aufnahmen von BBC Radio Sessions, auf der zweiten verschiedenes aus England, Deutschland, Schweden, insgesamt 43 Stücke Nostalgie. Es ist auch die erste Phase der Eric Burdon & The New Animals oder einfach die The New Animals dabei berücksichtigt. So finden sich hierauf furiose Live-Versionen von Bandklassikern wie »Don´t Let Me Be Misunderstood«, »We Gotta Get Out Of This Place«, »It´s My Life«, aber auch die Burdon-Klassiker »See See Rider«, »When I Was Young«, »Monterey« oder »San Franciscan Nights«. Den internationaleren Hit und Evergreen »The House Of The Rising Sun« sucht man leider vergebens. Chance vergeben, meint man. Aber auch die zweite Zusammenstellung mit »The Complete Live Broadcasts 1: 1964-1966 (2019: Rhythm & Blues Records) kann nicht mit diesem Klassiker aufwarten. Auch ist hier die Titelliste, Quellen und Qualität ähnlich. Immerhin sind hier sogar 57 Titel zu finden, davon 28 Titel von BBC Saturday Club Sessions und auch sieben Interviews. Der Ausschluss des Chart-Hit liegt sicher an Rechten oder Ignorieren.

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Der letzte tierische Akt – Seit 2001 treten die älter gewordenen Stars wieder in wechselnder Besetzung mit einigen ehemaligen Mitgliedern auf, diesmal als The Animals & Friends. 2004 erschien dann das Studio-Album »Instinct« mit neuen Tracks. Zu diesen Animals & Friends gehörte neben dem Schlagzeuger John Steel bis zu seinem plötzlichen Tod im Juni 2003 auch Dave Rowberry an den Tasten. Ab diesem Zeitpunkt übernahm Mick Gallagher die Keyboards.

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Touren tierisch weiter, mit Hits & Intensität – Die Alan Price Combo formierte sich bereits 1957, dann 1962 stößt Eric Burdon dazu, The Animals werden gegründet und mit dieser Formation Welterfolge erzielt. Seit langem gehen die Animals und Burdon getrennte Wege. Sie waren Anfang der 60iger eine der prägenden Classic-Rock-Bands der sogenannten ersten Welle der britischen Invasion (zweite: 1967). Ich gehe noch einen deutlichen Schritt weiter und behaupte, sie waren neben den Beatles, Rolling Stones, Searchers, Kinks, Herman’s Hermits und einigen anderen, einer der wichtigen Mitauslöser für die zweite Welle mit Pretty Things, Who, Yardbirds, Zombies und alles was danach folgte. Es gibt bündelweise Geschichten um die damaligen Zustände und Wirren innerhalb der Animals, die sind aber für die Musik-Fans eher nicht so wichtig. Nach dem letzten Desaster mit der Eric-Burdon-Tour 2020, muss man auch vorsichtig sein ob damals tatsächlich alles so gelaufen ist und nicht Erich wieder mal etwas Vorlaut oder unangemessen die Tatsachen nur aus seiner Sicht präsentiert. Schlagzeuger der Gründungsformation John Steel (später Eggs Over Easy) ist inzwischen immerhin kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag. Er und der Keyboarder Mick Gallagher (später Frampton´s Camel, The Blockheads), der kurzfristig Ende 1964 Band-Leader den Alan Price ersetzte, sind der Kern der heutigen Animals & Friends. Sie bringen mit Gitarrist & Sänger Danny Handley (vorher Ric Lee’s Natural Born Swingers) und Bassist & Sänger Roberto Ruiz aber auch jüngeres Personal mit. Der bekannte Sound ist aber dennoch geblieben, rauer, bluesiger Rock der 60iger, gesanglich sehr gut vorgetragen von Danny. Natürlich vermissen einige hier in der Halle die signifikante Röhre von Eric Burdon. Ich habe den Blues-Sänger ein halbes Dutzendmal Live erlebt und meiner Meinung nach klingen die alten und neuen Lieder so von den vier Tierfreunden präsentiert frisch und zeitgemäß. The Animals hatten zwischen 1964 bis 1966 weltweit Hits am Fließband, »The House Of The Rising Sun« war deren Meisterstück, dieser Klassiker und »Don’t Let Me Be Misunderstood« und »We’ve Gotta Get Out Of This Place« kommen am Schluss zum Mitsingen. John Steel, der inzwischen sagenhafte 63 Dienstjahre auf dem Buckel hat, kommt zweimal gelenkig aus seiner Trommelburg heraus an den Bühnenrand, plaudert sehr entspannt und witzig über Anekdoten aus verschiedenen Zeiten. Auch eine schöne und witzige Geschichte zu seinem knallbunten Voodoo-Hemd aus New Orleans hat er parat. Aber meist wird nicht gequatscht, sondern die bekannten Lieder aus Mitte der 60iger exzellent vorgetragen, aber auch einige vom Album »Instinct« (2004). Mein Fazit: Mein Herz leuchtet hell, wenn ich wieder mal einen oder sogar mehrere Protagonisten aus den frühen 60iger in dieser guten Verfassung erleben darf, die voller Stolz ihre damaligen Megaseller in guter Qualität vortragen. Jeder der diese Chance im Vogtland verpasst hat, sollte das nachholen, denn allzu lange werden die beiden alten Tierfreunde nicht mehr touren. Der ebenso alte Frontsänger Phil May hat das musizieren mit seinen Zwei-Generationen The Pretty Things nun auch eingestellt, er starb zwar im hohen Alter von 76 Lenzen, aber dennoch überraschend am 15. Mai nicht an den Folgen der Pandemie, sondern unfallbedingt an Komplikationen. Das posthume Werk der Band »Bare As Bone, Bright As Blood« ist gerade Ende September 2020 erschienen und zeigt was Oldies noch heute draufhaben.

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SchoTTenTalk – Ich stehe Auge in Auge mit Legende Mickey Gallagher auf der Bühne, signalisiere ihm mit einer Geste, dass ich den Hut ziehe. Er nickt, lächelt mir freundlich zu, zwinkert mit dem Auge und greift noch fester in seine Tasten. Auch John Steel entdeckt mich kauernd vor der Bühne, grinst mir zu. Bei dem abschließenden Hit-Potpourri steht die Halle im wahrsten Sinne Kopf, es wird mitgesungen und gefeiert. Ich bin mehr als glücklich das mit meinen Freunden zusammen erleben zu dürfen. Danke ihr Animals !!

Weiterlesen: Love IsBefore We Were So Rudely Interrupted – Klingende Grüsse, Der SchoTTe

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